Kiddie – Anatomie des Undercover-Trolls Romric

Habt ihr schon mal daran gedacht, dass der Rookie, dessen Name zufällig auf „HD“ endet, gar nicht so sehr Kiddie ist, wie er sich gibt? Das ist doch bestimmt Romric…

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Menschen sind Gewohnheitstiere. Menschen sind Wiederholungstäter. Deshalb kann man Undercover-Trolle auch sehr leicht aufspüren. Das zeige ich euch anhand eines Beispiels: Romric. Sowohl als B4ckfischHD als auch als FrobbelHD hat er Teile der Spielerschaft und des Teams erfolgreich getrollt, indem er mit einem anderen Account eine andere Identität vorgegeben hat und durch Trollaktionen, insb. durch penetrante Fragen und irrwitzige Forderungen, eine schlechte Schreibweise sowie ein unreifes Auftreten das vermeintliche Kiddie imitiert hat.

Anhand seiner Videoaufzeichnungen kann man ein präzises Profil erstellen. Romric stellt hierbei den Prototyp für alle anderen potentiellen Undercover-Trolle dar. Der Grund liegt allein darin, dass er sich zahlreichen Klischees bedient. Deshalb gibt es als erstes eine kleine Bestandsaufnahme der Minecraft-Gesellschaft in Deutschland, anschließend porträtiere ich das Wesen eines klassischen Kiddies und zu guter Letzt das von Romrics Figuren.

Bestandsaufnahme Deutschland

Diese Klischees sind in der Minecraft-Szene weitverbreitet und nicht zuletzt durch den großen Erfolg unseres geliebten Spiels und der vielen Let’s Plays weiter verstärkt worden. Die nationale Minecraft-Community kann man daher durchaus als gespalten bezeichnen. Auf der einen Seite gibt es Hunderttausende junge Spieler, die durch das gewaltarme sowie schlichte Spiel Minecraft einen frühen Zugang zum Medium bekommen. Hinzu kommt, dass Einsteiger generell immer jünger werden. Dem gegenüber steht oftmals, dass die Erziehung und Sensibilisierung durch die Eltern nicht mit dem immer schneller werdenden Zugang korellieren. Überspitzt formuliert, werden Spieler langfristig also immer jünger und unreifer. Auf der anderen Seite haben wir junge und ältere Erwachsene, die reif sind und eine andere Sicht auf das Medium Spiele haben. Auch hier muss man unterscheiden zwischen Erwachsenen, die das Spiel Minecraft und die Community kennen und nicht sofort verteufeln und jene, die Minecraft von vornherein als Kiddiespiel abstempeln und dabei unberücksichtigt lassen, dass Minecraft in der Tat ein Spiel für Jung und Alt ist. Während die jüngeren sich eher bei Minispielen austoben, entscheiden sich ältere Spieler dafür, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und gigantische Bauwerke aus dem Boden zu stampfen.

Zudem muss man auch den Multiplayer-Aspekt beurteilen. Die Communities auf Minecraft-Servern sind selten bunt gemischt. Oftmals vereinen Minispiel-Server deutlich jüngere Spieler, während die komplexeren Konzepte Survival oder Roleplay eher ältere Spieler ansprechen. Je nach Funktion ist auch das Benehmen im Chat etc. ein anderes. Minigames sind eher kompetitiv, es gibt also durchaus einen Wettstreit zwischen den Spielern und es kommt eher zu Neid und Frust und somit zu einem anderen Umgangston. Fraglich, was die Integration von Minecraft in der Schule beitragen kann. Wissenschaftliche Arbeiten gehen eher in die Richtung, dass räumliches Denken durch Minecraft gefördert werden kann oder zum Beispiel physikalisches Denken positiv beeinflusst wird. Jedenfalls ist es spannend, dass nach Schweden und den USA auch in anderen Ländern, insb. in Deutschland die Lehrer und Eltern aufgeschlossener gegenüber Minecraft sind. Das könnte vor allem den Vorurteilen und der Verrohung des sozialen Umgangs miteinander entgegenwirken.

Anders als Minigame-Server, verfolgen andere Serverformen einen anderen Ansatz, denn da werden Kommunikation und Interaktion in höherem Maße gefordert und gefördert. Aspekte wie Handel, Kreativität, Rolle-Spielen, Abstimmung beim gemeinsamen Bauen etc. sind hierbei besonders wichtig. Und diese Eigenschaften bringen erwachsenere Spieler eher mit. Zudem sind die komplexeren Serverstrukturen eine angenehmere Herausforderung für ältere Spieler, sodass diese auch nicht unterfordert werden.

Natürlich gibt es sicher auch einige Gegenbeispiele. Die seriöse Quelle Stupidedia nennt folgende Nutzungszahlen:

  • 60 % Kinder zwischen 10 und 12 Jahren
  • 30 % Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren
  • 10 % Kinder unter 10 Jahren, Erwachsene und weibliche Spieler

Bestandsaufnahme RocketMiners

Der Anteil an Erwachsenen dürfte also sehr gering sein und ermöglicht uns, als Community-Server von RocketBeans mit einer sehr erwachsenen Zielgruppe eine Nische zu besetzen. Bereits unter der GIGA-Flagge hatten wir nur selten mit zu jungen/unreifen Spielern zu kämpfen. In der Zeit, als wir vor allem in Serverlisten Werbung gemacht haben, kamen vermehrt junge Spieler auf den Server. Seit dem Umzug zu RBTV haben wir eine noch erwachsenere Community und sehr junge Spieler kommen quasi gar nicht mehr auf den Server. Das liegt vor allem darin begründet, dass die RBTV-Community sehr erwachsen ist, wir aber auch keine Werbung außerhalb des Kosmos machen. Wir sind im TeamSpeak und im Forum vertreten und nur jene, die sich für RBTV interessieren, kommen mit uns in Kontakt. In Serverlisten sind wir nicht vertreten.

Somit ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass junge Spieler auf RocketMiners zocken. Umso wahrscheinlich ist nach zwei Undercover-Trolls die Wahrscheinlichkeit, dass unter jenen jungen Spielern Romric steckt. Negativer Effekt: Einzelne Teamler, aber auch Spieler sind mittlerweile übervorsichtig, überprüfen neue Rookies haargenau bei Google oder in der Minecraft Name History. Es hat sich schon als Running Gag etabliert, dass offensichtlich junge Rookies mit „Romric?“ begrüßt werden. Witzigerweise war dies auch schon bei seinem zweiten Troll der Fall (Beispiel 1 | Beispiel 2).

Das Wesen des Kiddies

Fassen wir nun einmal vorbereitend die Klischees zusammen, um sie anschließend anhand des Beispiels Romric zu überprüfen. Natürlich gibt es viele Varianten von Server-Trollen:

  • Spammer
  • Griefer
  • Hacker
  • Fremdserverwerber

Hierbei lege ich den Fokus auf eine weitere Gruppe: Kiddie – eine Gruppe, die Romric erfunden haben könnte. Keiner der oben genannten vier Trolltypen würde sich „aus Spaß“ als Kind ausgeben. Wodurch zeichnet sich ein Kiddie aus?

  1. Schlechte Schreibweise; viele Grammatikfehler; Syntax von Fragen oft ohne Fragezeichen; oft keine Kommata; kaum Großschreibung; absichtlich kein CAPS
  2. Setzt sich über Regeln hinweg; liest Regeln oft erst gar nicht
  3. Auffallend jung
  4. Selten allein, oft mit min. einem gleichaltrigen Freund
  5. Account oft mit Ziffern und/oder Präfixen wie HD, LP oder xX
  6. Penetrante Fragen (viele Wiederholungen bzw. Spam; wendet sich oft an mehrere Spieler/Teamler; Fragen oft hirnrissig oder typische Anfängerfragen)
  7. Hat einen Nitrado-Server oder zockt gerne auf einem von einem Freund
  8. Mag Let’s Plays von Gronkh, Unge oder Dner
  9. Hat einen eigenen YouTube-Kanal mit Videos fragwürdiger Qualität
  10. Rennt ziellos durch die Gegend
  11. Beteiligt sich am Spielgeschehen eher durch das Chatten statt durch das Bauen
  12. Zockt trotz Internetverbot sehr spät nachts

Auf Stupidedia heißt es:

Kiddies sind Menschen, die sich im hochkomplexen Raum-Zeit-Kontinuum zwischen Kindheit und Jugend befinden, also weder das eine noch das andere sind. Im „Real Life“ sehen Kiddies häufig auch so aus. Des Weiteren enttarnen sie sich beim gepflegten digitalen Stell-Dich-Ein, sobald sie den Mund aufmachen.

Das Wesen von Romric (bzw. seinen Figuren)

Eine Beschreibung, wie sie auch auf FrobbelHD und B4ackfischHD zutreffen könnte. Aber der Reihe nach. Ich möchte Romrics Verhalten gerne anhand der folgenden Kriterien analysieren:

  1. Bewegung
  2. Sprache
  3. Verhalten
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1. Bewegung

Dieses Kriterium ist noch nicht so spannend, lässt es eher weniger Rückschlüsse auf die Spezies Kiddie zu, aber dafür ist es ein Indiz, um Romric als Puppenspieler des Accounts zu erkennen. Seine Bewegungsabläufe sind unterbewusst abgespeichert. Er bewegt sich also wie folgt ohne darüber nachzudenken. Sicherlich treffen große Teile der folgenden Beschreibung auch auf andere zu, jedoch gibt es selten Kiddies auf dem Server.

Romric bewegt sich am Spawn stets hektisch, springt oft auf alle möglichen Blöcke, schwenkt den Kopf immer stark und schnell hin und her. Nach dem Schreiben eines Satzes läuft er sofort weiter.

Am Spawn oder in Gängen läuft er ständig im Kreis. Interessant dabei, dass er sich fast immer nach rechts dreht und im Uhrzeigersinn läuft bzw. springt. Auffällig ist, dass er in Richtung Handels-Insel nur bis zur Mitte der Brücke hüpft und kehrt dann wieder um – meistens zurück auf dem Geländer.

Auf freieren Flächen (z.B. Wiese oder Knast) bewegt er sich eher chaotischer, dabei aber trotzdem weiterhin hektisch mit vielen Sprüngen, gedrückter Sprint-Taste und vielen Kopfbewegungen. Ein Muster gibt es hier leider nicht. Begründet wird das chaotische Rumlaufen dadurch, dass er weniger auf sein Rumlaufen achtet und viel mehr darüber nachdenkt, was er als nächstes anstellt, schreibt oder bei der Aufnahme sagt.

2. Sprache
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Generell wird alles klein geschrieben, egal ob Satzanfang, Nomen, Namen oder Eigennamen.

Bei Namen spart sich Romric das lange Tippen und verwendet Tab, um den Rest automatisch hinzuzufügen. Ab und zu schreibt er allerdings auch absichtlich Spielernamen falsch, um sie zu provozieren.

Interpunktion findet man in seinen Sätzen so gut wie gar nicht. Bei Fragen lässt er stets das Fragezeichen weg. Hakt er nochmal nach, verwendet er auch ein Fragezeichen oder sofort ein paar mehr hintereinander. Kommata kommen in keinem Satz vor. Punkte kommen nur in Smileys vor.

Rechtschreibfehler kommen dort vor, wo man bei der Aussprache keinen weiteren Buchstaben zwingend vermuten würde. Die Rechtschreibfehler sind typisch für junge Menschen. Deshalb halbiert er gerne doppelte Buchstaben. Häufige Beispiele sind die Wörter „col“, „komen“ und „bekomen“ – „wilkommen“ schreibt er hingegen anders. Das h lässt er gerne mal weg, wenn man es eh nicht ausspricht („keine anung“). Das Verb „zahlen“ kann er hingegen korrekt konjugieren. Enden Wörter auf „er“, enden sie bei Romric auf „a“ („opfa“). Das e in „ie“ lässt er auch gerne mal aus („wiso“, „hir“). Das ß taucht nicht auf, stattdessen gibt es ein simples „s“. Let‘ Plays werden immer als „lp“ bzw. „lps“ bezeichnet.

3. Verhalten

Auffällig ist, dass er oft Spieler direkt anspricht. Dabei schreibt er immer erst nur den Namen (manchmal korrekt, manchmal bewusst falsch geschrieben) in den Chat. Er möchte schnell Aufmerksamkeit und viele Spieler mit einbeziehen, um ihre Reaktionen auf die eigenen trivialen Provokationen zu beobachten.

Typisch für junge Spieler ist, dass sie gerne Let’s Plays schauen. Deshalb ist Romrics Figur nicht nur passionierter LP-Schauer (zum Beispiel Dner oder Unge), sondern selbst auch Let’s Player. Da darf natürlich auch nicht fehlen, dass Nitrado sein bevorzugter Server-Hoster ist oder gerne auf GommeHD zockt. Die beiden genannten Let’s Player haben eine sehr junge Zielgruppe, sind auf dem Server also nicht allzu beliebt. Auch Nitrado als auch GommeHD sind vor allem im Team geläufige Synonyme für das Wort „Feind“. Romric nutzt diese Schlagwörter also bewusst, um Spieler und/oder das Team zu provozieren.

Zudem sucht er sich auch einen Namen für seinen Account aus, der das Alter bereits erahnen lässt. Sowohl B4ckfischHD als auch FrobbelHD enden auf die magischen Buchstaben „HD“.

Da er als Teamler und Ex-Manager ganz genau weiß, wie weit er gehen kann, um nicht sofort gebannt zu werden, verzichtet er auf gewöhnliche Trollaktionen, die gegen die Serverregeln sind. Somit schreibt er zum Beispiel nicht mit CAPS oder beleidigt Spieler. Auch vermeidet er anstößige Themen, da diese ohnehin nicht seinem angeblichen Alter entsprechen würden.

Da Kinder früh ins Bettchen müssen, passen die Eltern von FrobbelHD auch ganz besonders darauf auf, dass er nicht zu lange vor dem PC sitzt. Wenn die Mama sagt, er muss ins Bett, dann muss das auch die Welt erfahren.

Fazit

Scrollt mal nach oben und vergleicht die das Wesen des Kiddies mit den Eigenheiten von Romrics Figuren. Auch wenn Klischees oft einen wahren Kern haben, muss nicht jeder vermeintlich junger User tatsächlich ein Kiddie sein. Wenn ihr euch oder jemand anderes schon fragt, ob irgendein Rookie vielleicht in Wirklichkeit Romric ist, dann ist das auch nicht unwahrscheinlich. Wichtig ist hierbei aber, dass ihr nicht paranoid werdet. Bleibt gechillt, lasst euch nicht provozieren und macht den Spaß einfach mal mit. Ob derjenige Spieler tatsächlich Romric ist, könnt ihr ohnehin nicht zu 100 Prozent feststellen. Vor allem, nachdem sein „Profil“ hier etwas aufgeschlüsselt wurde. Jedenfalls dürfte sein nächster Versuch nun deutlich schwerer sein. Aber man kann ja zum Beispiel das Geschlecht wechseln, das „HD“ weglassen oder keine LPs schauen, um mal ein wenig Abwechslung ins Spiel zu bringen und es nicht zu offensichtlich zu machen.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Detektivspielen, wenn der nächste junge Rookie auf den Server kommt und fragt, ob YouTuber einen Extrarang bekommen und man für die Servervorstellung Fly bekommt.


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