Ist Minecraft perfekt für LEGO?
Seit einiger Zeit gibt es zahlreiche lizensierte LEGO-Sets zu Minecraft. Eine perfekte Wahl?
Minecraft ist mit dem wohl bekanntesten Spielzeughersteller LEGO vor Jahren eine clevere Kooperation eingegangen. Auf den ersten Blick scheint es perfekt, dass es zum Klötzchenspiel auch eben jene Klötzchen zum Nachbauen gibt. LEGO verdient sicher nicht schlecht an den Minecraft-Sets, schließlich gibt es immer wieder neue Serien mit neuen Sets. Diese sehen auch zugegeben eigentlich ganz schön aus. Es gibt nicht nur Steve, den man zum Beispiel mit einem Diamantenschwert ausrüsten kann, sondern auch Kühe, Schweine, Creeper, Zombies, Skelette und viele weitere Mobs. Diese sind entsprechend kantig designed und an das Minifiguren-System von LEGO angepasst. Auch die Umgebungen sind schön aufgemacht: es gibt Wasser, Häuser, Werkbänke, Lava, Kakteen und vieles mehr. Das erkennt der Minecraft-Zocker sofort und der Hang zum Detail ist groß. Die Sets bieten sich zweifellos an, um damit genau dieselben Abenteuer zu erleben, wie im Spiel.
Es gibt jedoch ein paar Kleinigkeiten, die mich an dieser Kooperation stören. Um dies zu erläutern, gibt es kleine Ausflüge in die Themen Mathe und Wirtschaft.
Schaut man nun aber genauer hin, dann bemerkt man, dass die „Blöcke“ nicht den Maßen des Spiels entsprechen. Während im Spiel jeder Block exakt quadratisch ist, ist ein gewöhnlicher LEGO-Baustein eben nicht quadratisch. Aus den in LEGO existierenden kleinsten Platten lässt sich beispielsweise nachfolgende Form zusammenstecken.
Ein etablierter Maßstab für die Bemessung von LEGO-Steinen ist LDU (LDraw Unit). LDraw ist eine noch für DOS entwickelte Software, womit man LEGO-Modelle am Computer bauen konnte. Eine LDU entspricht dabei etwa 0,4mm. Der tiefere Sinn dieser Umrechnung war es, einen Maßstab mit ganzzahligen Werten zu haben. Eine 1×1 Platte ist dabei 8 LDU hoch (also umgerechnet ca. 3,2mm), die Grundfläche mit 20 mal 20 LDU quadratisch.
In den LEGO-Sets werden oftmals 2×2-Bausteine verwendet und sollen einem Minecraft-Block entsprechen. Diese bestehen also aus vier kleinen 1×1-Steinen, wie sie zusammengesetzt aus drei flachen 1×1-Platten oben zu sehen sind. Diese 2×2-Klötze sind dann folglich 40 mal 40 LDU groß und 24 LDU hoch. In den LEGO-Sets werden diese Steine um eine weitere 2×2-Platte ergänzt, um in allen drei Dimensionen einem quadratischen Block nahe zu kommen, wie man ihn in Minecraft kennt. Im LEGO-Set betragen die Maße eines Blocks nun 40 mal 40 LDU in der Grundfläche und 32 LDU in der Höhe.
Damit werden alle Bauten quasi in der Höhe gestaucht, da alles etwas kürzer wirkt. Zugegeben, die LEGO-Sets sehen immer noch wunderbar aus, aber es wirkt schon merkwürdig, dass man diesen Weg geht. Denn wer in Mathe aufgepasst hat, hat sicher festgestellt, dass es durchaus möglich ist einen vollständig Quader aus LEGO zu schaffen. Legt man eine weitere Platte oben drauf (8 LDU), dann sind wir endlich bei 40x40x40 LDU.
LEGO hat in den vergangenen Jahren die Preise für so gut wie alle ihre Sets schleichend angehoben. Klar, bei den vielen Produktreihen wie Star Wars, Marvel Super Heroes, Fluch der Karibik, Disney oder eben auch Minecraft ist die Lizenz ein großer Kostenfaktor und natürlich muss man auch die Inflation berücksichtigen. Dennoch finde ich es gerade bei Minecraft verkehrt, dass LEGO bewusst an Steinen bzw. Kosten spart. Das merkt man bei den Minecraft Sets nicht nur an großen Pufferräumen unter größeren Platten, sondern eben auch an dem Blocksystem, dem es eine einzelne Platte bis zum Quader fehlt.
Für diese These ist es wichtig, den Zweck der Minecraft Sets zu verstehen. Klar, viele Interessenten kaufen sich die Sets, bauen sie und stellen sie dann in die Vitrine. Natürlich ist das auch was für Sammler. Die Vision von LEGO ist es jedoch, dass die Bausteine nur ein Werkzeug sind. Das Set, das man sich kauft und per Bauanleitung baut, soll als Inspiration dienen. Man soll nicht nur dieses vorgegebene Set bauen, sondern herumexperimentieren, Neues schaffen, die eigene Fantasie einsetzen und fördern. Dafür ist Minecraft im Gegensatz zu den anderen Lizenzreihen (wie Star Wars, wo man mit den Sets natürlich Filmszenen nachspielen möchte etc.) dafür prädestiniert, dass man einen Eimer Steine kauft und daraus alles bauen kann, was man sich vorstellen kann. Wie in der virtuellen Welt erhalte ich auch mit LEGO ein Sammelsurium an bunten Steinen, um meine Vorstellungskraft anzuregen.
So ist es für die Umwandlung meiner Fantasie in ein Bauwerk eigentlich ziemlich unerheblich, ob ein Block nun 32 oder 40 LDU hoch ist. Im Falle von Minecraft möchte ich mich mit den Sets und den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ja dennoch im Universum tummeln. Und da wäre das entscheidende Detail des vollständig quadratischen Blocks bzw. eines einheitlichen Maßstabs nur konsequent. Bei allen anderen Entscheidungen kann man durchaus Kompromisse eingehen. So ist die Anpassung der Figuren Steve und Alex an das Minifiguren-Design von LEGO gut gelungen, und dass man für Zuckerrohr keine neuen 40 LDU hohen Zylindersteine entwickelt, dass zum Beispiel Fackeln oder Tränke viel zu groß sind, ist aus Kostensicht alles absolut vertretbar. Das Lorensystem ist ein super Beispiel dafür, wie man aus den bestehenden Mitteln eine funktionierende Alternative schafft, ohne völlig neue Steine entwickeln zu müssen.
Wie seht ihr das? Habt ihr vielleicht einige der Minecraft Sets? Wie wichtig ist für euch bei einem Minecraft Set eine möglichst genaue Abbildung des Universums, wie wichtig das Spielen damit?
Bildquellen:
- Blöcke: https://www.brickup.de/geometrie
- Set und Steve/Alex: Dimrah
Kommentare
2 Kommentare
Dimrah
Was mich als akribischen Sammler am ehesten stört ist eigentlich die Kombination aus Preisgestaltung und Frequenz in der es neue Modelle gibt. In der Regel erscheinen zwei mal pro Jahr neue Minecraft-Sets. Einmal ein Schwung kleinerer, so 4-6 meist und dann später im Jahr nochmal ein, zwei große. Immerhin muss ja auch noch Geld für andere Dinge übrig bleiben. (Will heißen: andere Lego-Sets, wie bspw. den bald erscheinenden neuen UCS Millenium Falcon. ^^)
FANnatiker
ich mochte ja die Microworldsets 🙁
die hatten mehr potential 😀
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